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Noch gibt es wenige Fälle, doch Experten schätzen, dass Fentanyl bald in Köln zu mehr Drogennotfällen führen kann. Auch die Stadt bereitet sich vor.
Regen prasselt auf den Neumarkt und verscheucht die Drogenszene auf der Suche nach einem trockenen Unterstand in die Nebenstraßen und in die Unterführung. Ein Mann flüchtet dort in eine der verwinkelten Ecken, packt sein Spritzbesteck aus und setzt sich einen Schuss, während Passanten an ihm vorbei zu ihrer Straßenbahn eilen.
Szenen wie diese, beobachtet Ende Februar, sind Alltag auf dem Neumarkt. Seit Jahren ist der Platz in der Innenstadt einer der Hotspots der harten Drogenszene, vor allem Heroin wird hier konsumiert. Und nun gibt es Anzeichen dafür, dass bald ein noch gefährlicheres Opioid seinen Weg auf Kölns Straßen finden könnte: Fentanyl. „Ich gehe davon aus, dass Fentanyl in zwölf bis 18 Monaten ein noch größeres Thema in Deutschland und damit auch in Köln sein wird“, sagt Daniel Deimel, Professor für Klinische Sozialarbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Er beschäftigt sich seit Jahren unter anderem mit Suchtforschung und Obdachlosigkeit und hat in Köln in der Suchthilfe gearbeitet.
Fentanyl ist ein synthetisches, also künstlich hergestelltes Opioid. Es wirkt etwa 50-mal stärker als Heroin, schon winzige Mengen können zu einer Überdosis führen. Eigentlich handelt es sich um ein Schmerzmittel, das in Deutschland etwa bei Krebspatienten eingesetzt wird. Doch vor allem in den USA wird Fentanyl als Droge missbraucht und hat dort eine regelrechte Pandemie mit mehreren tausend Toten im Jahr ausgelöst. Die amerikanische Drogenbehörde DEA stuft Fentanyl als die „tödlichste Drogengengefahr für dieses Land“ ein.
Dass Fentanyl bald auch eine größere Rolle in Deutschland spielen könnte, hat mit Verschiebungen auf dem internationalen Drogenmarkt zu tun. „Ein Großteil des Heroins auf dem europäischen Markt stammt aus Afghanistan“, erklärt Deimel. Weil die Taliban aber seit ihrer Machtübernahme den Schlafmohnanbau bekämpfen, sinkt dort die Heroinproduktion. Dealer könnten zunehmend auf das günstig herzustellende Fentanyl als Beimischung von Heroin umsteigen. „Und das wiederum könnte zu mehr Überdosierungen und dementsprechend mehr Drogentoten führen“, sagt Deimel.
Wie weit Fentanyl in Köln bereits verbreitet ist, lässt sich schwer sagen. Bei der Kölner Polizei jedenfalls sei die Droge noch kein größeres Thema, so ein Sprecher. Die Stadt berichtet, dass derzeit zwei Fentanylkonsumenten im Drogenkonsumraum bekannt sind. Bei einer Befragung, die das Kölner Gesundheitsamt mit der Katholischen Hochschule NRW in der Drogenszene am Neumarkt im vergangenen Jahr durchgeführt hat, gab ein Prozent der Befragten an, regelmäßig Fentanyl konsumieren – Einzelfälle also. „Die Studie erfasst allerdings nicht, wie es bei den Beimischungen von Straßenheroin aussieht“, so Deimel, der die Studie begleitet hat.
Genau das hat die Deutsche Aidshilfe getestet. In 17 deutschen Drogenkonsumräumen untersuchte sie Straßenheroin auf Beimischungen von Fentanyl. Mitte Februar veröffentlichte sie die Ergebnisse: In 3,6 Prozent der Proben fanden sie Fentanyl. Der Kölner Drogenkonsumraum nahm nicht an der Studie teil. Deimel aber sagt: „Der Drogenmarkt ist global aufgestellt und kennt keine Landesgrenzen. Deswegen gehe ich davon aus, dass die Situation hier ähnlich aussieht wie im Landesschnitt.“
So sieht das auch Claudia Schieren, Geschäftsführerin von „Vision“, einem Kölner Verein für Drogenselbsthilfe. „Unserer Einschätzung nach wird Fentanyl momentan noch wenig konsumiert, aber das wird sich voraussichtlich bald ändern.“ Deswegen warne ihr Verein die Konsumenten in Köln regelmäßig vor der neuen Droge. Und das offenbar zu Recht. „In den vergangenen Wochen haben wir bereits einige untypische Überdosierungen bei Rauchkonsum von Heroin festgestellt.“ Zu Überdosierungen komme es beim Rauchen eher selten, so Schieren. „Es deutet einiges darauf hin, dass es sich bei dem Stoff um Fentanyl-Beimischungen gehandelt hat.“
Diese Beispiele veranlassen Schieren auch zu Kritik an der Stadt: „Es braucht dringend aktuelle Zahlen und ein Monitoring, damit wir sehen können, wie oft und wo Fentanyl vorkommt.“ Das habe auch Wirkung in die Szene, so Schieren. „Wenn es keine Zahlen gibt, kann man die Gefahr auch als Konsument einfach abtun.“
„Es kann nicht darum gehen, dass eine Kiste Schnelltests im Drogenkonsumraum steht.“
Daniel Deimel, Professor für Klinische Sozialarbeit Katholischen Hochschule
Die Stadt müsse Einrichtungen wie den Drogenkonsumraum mit Schnelltests ausrüsten, damit Konsumenten herausfinden können, ob in ihrem Stoff Fentanyl enthalten ist. Außerdem müsse die Stadt die Einrichtungen mit Naloxon, einem Gegenmittel für Opioide, ausgestattet werden. „Wir sind gerade in der glücklichen Lage, dass wir noch Zeit haben, um Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Aber wir müssen es jetzt tun, uns läuft die Zeit davon“, sagt Schieren.
Tatsächlich plant die Stadt genau das. Auch eine Sprecherin der Stadt prognostiziert: „Wir rechnen damit, dass der Konsum von Fentanyl zunehmen wird.“ Deswegen wolle man künftig Fentanyl-Schnelltests im Drogenkonsumraum anbieten. Auch Naloxon halte man dort vor, um im Notfall helfen zu können.
Daniel Deimel sieht das als guten ersten Schritt, fordert aber: „Es kann nicht darum gehen, dass eine Kiste Schnelltests im Drogenkonsumraum steht. Die Tests sollten dazu genutzt werden, ein effektives Monitoring aufzubauen, damit man reagieren kann, falls sich mit Fentanyl verunreinigtes Heroin ausbreitet.“ Außerdem fordert er, dass auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes und KVB-Sicherheitsleute mit Naloxon ausgerüstet und geschult werden. „Das kann im Zweifel Leben retten.“
Quelle:
https://www.ksta.de/koeln/koeln-zombie-droge-fentanyl-ist-auf-dem-vormarsch-748244
Monitoring bezüglich der verschiedenen Arten von Streckmitteln ist relativ leicht, weil dafür nur wenige Stoffproben benötigt werden.
Aber das Monitoring bezüglich der Verbreitung ist schwer. Bluttests können beispielsweise nicht differenzieren welche Art von Alkohol konsumiert wurde (Bier,Wein,Schnaps e.t.c). Mit einer Probe des Stoffes selbst, ist das kein Problem.
Das selbe bei Opiaten oder Cannabinoiden.
Wenn eine Leiche obduziert wird und diese “Cannabinoide“ im Blut hat, sonst aber nichts, dann musst du darauf hoffen, in der Wohnung der Leiche synthetische Cannabinoide (in Stoffform) zu finden, um die Todesursache darauf zurückführen zu können. An normalen Cannabinoiden sterben die Leute in der Regel nicht.
Nutzhanf wird mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt. Der Nutzhanf, hat praktisch die Kräutermischungen als Trägerstoff ersetzt. Die Konsumenten wissen oft nicht das sie kein normales Cannabis konsumieren. Wir zählen dadurch alle “Notfalleinweisungen im Zusammenhang mit ‚Cannabinoiden‘ “ in die selbe Statistik, wodurch eine Verzerrung entsteht. Natürliche Cannabinoide werden dadurch zu hoch in der Gefahr eingeschätzt und einige Arten von synthetischen Cannabinoide viel zu gering.
Und diese Statistiken werden systematisch von der Politik missbraucht. Die blanken Zahlen der Notfalleinweisungen lassen keine Rückschlüsse über die Art und Schwere der drogeninduzierten Störung zu, dennoch wird eine Zunahme generell als negativfolge einer Abgabe gedeutet.
Es kann durchaus sein, dass nach einer Regulierung im Sinne einer kontrollierten Freigabe mehr Notfalleinweisungen, die aber mit geringeren Schädigungen einhergehen entstehen.
Wenn jemand bei der Aufnahme in der Klinik kommuniziert, dass er bewusst synthetische Cannabinoide oder Kräutermischungen konsumiert hatte, dann können wir diese Fälle bei den Notfallstatistiken separieren. Die Notfalleinweisungen im Zusammenhang mit “Cannabinoiden“ ist in den letzten 10 Jahren unfassbar gestiegen. Mit einer Erhöhung des “generellen Konsums in der Bevölkerung“ oder “überzüchtete Sorten“ ist das nicht allein zu erklären. Die synthetischen Streckmittel sind super gefährlich. Es ist zumindest theoretisch möglich, diese sogar als Waffe zu nutzen um so möglichst hohe medizinische Behandlungskosten und ökonomische Ausfälle durch Arbeitsunfähigkeiten zu provozieren. Der Staat schützt die Menschen nicht, weil die Akteure (Politiker) nicht persönlich von dem Problem betroffen sind, es daher nicht emotional nachempfinden können und dementsprechend auch keine emotionale Handlungsmotivation empfinden. Die betroffene Gruppe ist eine Minderheit und mit Minderheiten gewinnen sie keine Wahl. Das heißt, das dieses Problem erst richtig groß werden muss, bevor die Politik handelt. Minderheiten kommen immer unter die Räder. Deshalb haben wir einen Rechtsstaat. Nicht die Politiker haben dafür gesorgt das es in den JVA Zugang zu Substitutionstherapien gibt sondern klagende Privatpersonen, die selbst betroffen waren (abhängige Gefangene) und bis vor den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen sind, weil alle deutschen nationalen Gerichte die Rechtslage als “demokratisch legitim“ angesehen haben. Das sah der EuGH aber anders. Aktivisten, die darauf hoffen über Apelle statt über Klagen echte Veränderungen zu schaffen irren sich. Es ist halt extrem schwierig solche Klagen durchzusetzen, wenn kein Geld da ist (und die betroffenen Menschen haben oft kein Geld um in den Genuss des Rechtsstaates zu kommen) .
Die Streckmittel führen zu mehr Notfällen. Mehr Notfälle führen zu kontraproduktiven Repressionsforderungen. Die Repressionsforderungen führen zu einer Stagnation in der Weiterentwicklung der Drogenhilfe (z.B Originalstoffabgaben im Ramen einer psychosozialen Therapiemaßnahme). Viele Parteien verteufeln Substanzen ohne zu merken das diese Verteufelung von Substanzen auf der anderen Seite dazu führt das Substanzstörungen nicht ernst genommen werden und z.B Originalstoffabgaben (Diamorphintherapie) ausgebaut werden. Die Suchthilfe in Deutschland ist näher an einem mittelalterlichen Exotismus als an einer sachlichen und humanen Suchthilfe. Drogen = Das Böse. Drogenabhängige = vom Böses Besessene, die solange durch Exorzismus (Zwangsentzug) geläutert werden bis sie entweder dem “Bösen freiwillig entsagen“ oder bei dem Exorzismus sterben. Stellen sie sich vor sie sind schwer methhabhängig und müssen sich einmal die Woche auf der Polizeiwache melden um dort ein Drogentest durchführen zu lassen. Das setzt ja die Denke voraus das die Möglichkeit der Abstinenz realistisch ist. Das ist sie aber in vielen Fällen nicht und wenn das nicht eingesehen wird, dann untergraben wir damit die Notwendigkeit der Prävention und Verharmlosen Substanzstörungen. Wenn der Bluttest positiv ist = Gefängnis = Zwangsentzug. Das erhöht die Suizidraten natürlich enorm. Bei allen Drogen wo eine Originalstoffabgabe möglich ist (Cannabis, ohne Verbrennung / Diamorphin) sollte das gemacht werden. Keine Ahnung ob es für Meth eine Substitution gibt aber die Kriminalisierung sorgt nachweislich bei allen Konsumenten zu einen ungünstigeren Krankheitsverlauf besonders was Ängste und paranoiden Phänomene angeht.
Die betroffenen werden als Ballast gesehen. Das Problem wird seit Jahrzehnten durch ein Unterlassen von Adäquater Hilfestellungen verdrängt. Offensichtlich glauben einige Verantwortliche unser Drogenproblem zu lösen, indem sie die betroffenen Menschen einfach sterben lassen.
Auch die Forderung nach Druckräumen (die sogar von Aktivisten gefordert wird, die es gut meinen) zeugt von der massiven Stigmatisierung gegenüber den betroffenen Menschen. Menschen einen Druckraum zur Verfügung zu stellen, indem sie unter ärztlicher Aufsicht gestreckte Substanzen konsumieren dürfen statt eine Diamorphinabgabe zu fordern ist zynisch. Wir brauchen keine Konsumräume sondern ein Gesetzt. Ein Recht auf Substitution sonst können Länder wie Bayern die Hilfe einfach unterlassen indem sie keine Konsumräume aufbauen. Das ist eine Verdrängungspolitik. Dadurch wird sich eine Stärkung der Binnenwirtschaft und ein Rückgang der Kriminalität erhofft. Das ist eine brutale Politik, die momentan nur über den Gerichtshof für Menschenrechte oder einer Ausweitung des Probleme gelöst werden kann, damit die Gruppen groß genug sind um politisch interessant zu werden. Die meisten Menschen haben kein Problem damit das “Junkies“ sterben und nutzen das sogar um sich selbst über die Drogenjungfreulichkeit als etwas Besseres darzustellen, obwohl diese Leute eigentlich die eigentlichen Penner sind, weil sie ihren menschlichen Einsatz verpennen und damit verfassungsfeindliche Tendenzen offenlegen. Wir sind uns durch das Grundgesetzt gegenseitig schutzbefohlen. Unterlassene Hilfeleistung ist keine Ordnungswidrigkeit sondern eine Straftat.
Finde ich wûnschenswert. Denn gerade die Konsumform „Rauchen“ wird komplett unterschätzt. Es wird immer wieder diskutiert, dass es beim Rauchen keine Überdosis geben kann. Doch ich selbst war schon in heiklen Situationen..zb.weil die Wirkung spâter einsetzte und du dann natürlich mehr rauchst,weil du glaubst es ist zu schwach. Das rächt sich jedoch weil es wie ein Gong einschlägt. Ich bin der Meinung,man kann sich sehr wohl mit Rauchen überdosieren. Die meisten halten dagegen ,mit dem Argument, nee- du döst ja immer weg vorher. Was für ne Logik. Und durch das Fentanyl wird das noch mehr unterschâtzt. Sehr beunruhigend.