Drogenkonsumraum – Noch keine Lösung am Neumarkt in Sicht

 

Drogenkonsumraum für Kölner Innenstadt
Noch keine Lösung am Neumarkt in Sicht

Köln – In Berlin gibt es sie schon: mobile Konsumräume in umgebauten Kleintransportern, in denen sich Abhängige ihre Drogen verabreichen können. Ob dies auch eine Lösung für den Kölner Neumarkt sein könnte, wo bislang alle Bemühungen, einen stationären Konsumraum einzurichten gescheitert sind, darüber herrscht bislang Uneinigkeit. Der Sozialdienst Katholischer Männer, der den Drogenkonsumraum am Hauptbahnhof betreibt, hatte bereits im Juni dieses Jahres angekündigt, ein Drogenkonsummobil als Zwischenlösung anschaffen zu wollen. Damit könnten auch die Anwohner von den Vorteilen überzeugt werden, hieß es seinerzeit. Sozialdezernent Harald Rau indes hält die mobile Variante für „keine gute Lösung“.

Erfahrungen aus Berlin

Das Kölner Gesundheitsamt veranstaltete nun ein Fachgespräch zum Thema „Erfahrungen aus Berlin und NRW“, bei dem die Vor- und Nachteile der jeweiligen Drogenhilfeangebote beleuchtet werden sollten. Zu den Referenten gehörte auch Astrid Leicht, Geschäftsführerin des Vereins Fixpunkt, der in Berlin bereits seit 2003 ein mobiles Angebot betreibt.

Demnach seien feste Räumlichkeiten „zweifelsfrei für alle Beteiligten die beste Lösung“, wie die Verwaltung in einer Vorlage für die nächste Sitzung des Gesundheitsausschusses am 30. Oktober zusammenfasst. Diese verursachten zwar höhere Kosten, erreichten aber mit mehr Konsumplätzen deutlich mehr Abhängige als ein Mobil. Größter Nachteil: Die Suche nach einer geeigneten Immobilie gestaltet sich oft schwierig. So auch am Neumarkt, einem der Hotspots der Kölner Drogenszene. Dort hatte die Stadt nach vielfältigen Anstrengungen in der nahe gelegenen Thieboldsgasse Räume gefunden. Umbau- und Kostenpläne waren bereits erstellt. Doch dann kündigte der Vermieter den Zwischenmietvertrag. Eine neue Immobilie zu finden dürfte mittlerweile eher noch schwieriger geworden sein, zumal sich eine Bürgerinitiative gegen die Ansiedlung gegründet hat.

Container oder mobile Konsumplätze könnten da zumindest eine Zwischenlösung sein. Für Container würden die geringeren Bauauflagen sprechen, mit ihnen ließen sich aufgrund des größeren Platzangebots zudem mehr Nutzer erreichen als mit Fahrzeugen. Dafür benötigten sie aber mehr Stellfläche und wären mit 20 Euro Miete pro Quadratmeter auch teurer als ein Mobil.

Eine mobile Lösung wäre dagegen unter Umständen schneller umsetzbar und könnte nach Fertigstellung einer dauerhaften Einrichtung anschließend an anderen Standorten, etwa in Kalk oder Mülheim, eingesetzt werden. Die Verwaltung sieht allerdings, das wird aus dem Papier deutlich, erhebliche Nachteile. So böte ein Fahrzeug maximal vier Plätze zum Spritzen. Da aber der inhalative Konsum steigt, sollte ein Mobil auch diese Plätze zur Verfügung stellen. Ein solches Fahrzeug existiere noch nicht und müsste als Sonderanfertigung hergestellt werden. Die Kosten für den Umbau seien nicht bekannt – ein herkömmliches Mobil kostet 50 000 bis 80 000 Euro. Zudem wären nur ein bis drei Konsumgänge pro Stunde möglich „und somit die Personal-Nutzen-Relation ungünstiger“. Aufgrund der geringen Aufenthaltsdauer im Fahrzeug erfolge „keine direkte Entlastung des öffentlichen Raums.“

Um Wirkung zu entfalten, müsste ein Drogenkonsummobil zumindest an einem verlässlichen Standort mit großzügigen Öffnungszeiten erreichbar sein. Ob ein tageweise oder stundenweiser Wechsel des Standorts mit den Bedürfnissen der Abhängigen vereinbar sei, sei daher fraglich. In jedem Fall sollte das Konsummobil noch durch ein Beratungsmobil, etwa in einem Campingbus, ergänzt werden.

Kölner Stadt-Anzeiger

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