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Köln – Junkies sitzen in Hauseingängen und setzen sich ihre Spritzen, auf Entzug rennen sie brüllend durch die Straßen und randalieren. Sie kaufen ihre Drogen, trinken Alkohol. Es ist ein alltägliches Bild auf dem Neumarkt und in den Straßen ringsum. Und weil ein Hauseigentümer einen Mietvertrag mit der Stadt für ein Ladenlokal in der Thieboldsgasse wieder zurückgezogen hat, ist die Stadt bei der Suche nach einem Drogenkonsumraum wieder bei Null. Doch Lösungen zeichnen sich ab.
Ich lasse prüfen, ob man die Räume der alten Toilettenanlage auf der Ostseite des Neumarkts so umbauen kann, dass sie als Drogenkonsumraum nutzbar wären“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezer-hent Prof. Dr. Harald Rau auf Anfrage des EXPRESS.
Die Vorteile liegen auf der Hand: „Es ist direkt auf dem Platz, also dort, wo die Szene ist“, sagt Rau. „An der Stelle des Neumarkts ist wenig bis kein Publikumsverkehr, auch das könnte für diese Lösung sprechen.“ Allerdings gebe es auch Nachteile: „Die Räumlichkeiten liegen unter dem Platz, es gibt dort also kein Tageslicht.“
Es gibt allerdings auch andere städtische Arbeitsplätze ohne Tageslicht, die Mitarbeiter der Verkehrsleitstelle in der Tiefgarage unter dem Dom wissen das. Am Neumarkt könnten Lichtschächte gebaut werden, Tageslicht lässt sich inzwischen auch relativ gut mit Beleuchtung simulieren.
Eine weitere Variante wäre ein Konsum-Mobil. Köln hat den Einsatz eines solchen Mo-bils bisher abgelehnt, weil die Nutzung von Sanitärräumen, Verpflegung; Beratung und Aufenthalt; die dem Ziel einer umfassenderen Begleitung der Drogenkranken dienen; hier nicht möglich sind. Auch der Effekt; dass sich die Drogenkranken weniger im öffentlichen Raum aufhalten, ist durch ein Konsum-Mobil niefc gewährleistet. Ob es aber eine „Zwischenlösung“ bis zur Eröffnung eines Drogenkonsum-raums sein kann, lässt Dezernent Rau aktuell prüfen.
Alle sind sich darüber im Klaren, dass die Stadt Drogen-konsumräume braucht, in denen Drogenkranken mehr möglich ist, als sich nur einen Schuss zu setzen. Klar ist auch, dass Drogenkonsumräume dahin müssen, wo die Junkies sind. Und die sind nun mal am Neumarkt. Und was soll da ein Konsum-Mobil bringen? Junkies setzen sich ihre Schüsse nicht nach Fahrplan. Warum -also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Zwar mag die Idee, Drogenkranke in eine frühere Toilet-tenänlage einzuladen, auf den ersten Blick abwegig-anrüchig erscheinen. Auf den zweiten Blick macht diese Lösung aber Sinn – wenn ein Umbau machbar ist. Dann hätten die Junkies einen geschützten Raum, Beratung, Duschen, die Möglichkeit zum Aufenthalt, zur Ruhe. Die Toilette gehört der Stadt, Ärger mit Vermietern gäbe es nicht. Also nur Mut!