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Kalk (ac). Nach einer bewegten Geschichte mit wechselndem Standorten ist der Vision e.V., gegründet 1990 als „Junkiebund“, in Kalk angekommen. „Hier ist es uns wesentlich besser gelungen, mit Anwohnern ins Gespräch zu gehen“, resümiert Marco Jesse, Geschäftsführer des „Vision e.V.“, über die Zeit am 2008 bezogenen Standort in der Neuerburgstraße. Vorangegangen waren abgelegene Standorte wie „In den Reihen“, die für Klienten schwer erreichbar waren. Der anschließende, zentral gelegene Standort in der Taunusstraße stieß auf Ablehnung der Anwohner, die 2006 in einer Demonstration, organisiert durch den Bürgerverein, mündete. Eine rechts extreme Partei machte sich die Ängste der Bürger zusätzlich zunutze.
Abschreckend wirkte vor allem das Konzept des Vereins, den Bernd Lemke 1990 unter dem Namen „Junkiebund“ gründete. Der Name war Programm: Statt Kriminalisierung ging es um unbürokratische Hilfe. „Abstinenz als Ziel schreckt viele ab, weil sie denken ,das schaffe ich sowieso nicht“, erinnerte sich Marco Jesse. Ein Drogenverbot lehnt Vision e.V. ebenfalls ab. „Dass es Sucht gibt, lässt sich nicht wegdiskutieren“ betont Jesse. „Aber Strafverfolgung schreckt nicht ab“.
Der Junkiebund, 2008 in „Vision e.V.“ umbenannt, setzt auf Akzeptanz und niedrigschwellige Angebote. Rund 35 Menschen suchen heute die Räume in der Neuerburgstraße täglich auf: Duschen, Essen, eine Postadresse, Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen, die Nutzung der PCs für die Wohnungssuche sowie die Vermittlung von Substitutionsplätzen. „Ohne nachgewiesene psychosoziale Begleitung zahlt keine Krankenkasse eine Substitution“, so Jesse, „ein gutes Ergebnis ist es für uns, wenn ein Klient sein eigenes Ziel erreicht“. Das könne auch erst einmal nur stabiler Leistungsbezug und ein Dach über dem Kopf sein. Neben der Substitution wünschen sich viele Klienten eine Tagesstruktur und eine sinnvolle Beschäftigung.
„Außer 1-Euro-Jobs gibt es da im Moment kaum Möglichkeiten“, erläuterte er. Seit dem Bezug der Räume in der Neuerburgstraße ist der Verein im Stadtteil etabliert. „Es kommt vor, dass der Veedelshausmeister oder die Polizei uns anrufen, wenn es Probleme gibt“, berichtete Jesse. Den Stadtgarten e.V. unterstützt „Vision e.V.“ bei der Pflege, auch in die Sozialraumkoordination ist der Verein einbezogen. Stolz sind Jesse und sein Team auch auf den Skulpturengarten, der Nachbarschaftskontakte ermöglicht: „Einmal hielt eine Seniorengruppe auf einer Fahrradtour an, um sich den Skulpturengarten anzusehen, dann saßen sie mit Obdachlosen zusammen. Solche Kontakte sind unbezahlbar“, erinnert er sich. Für die Zukunft wünscht Jesse sich vor allem eine bessere Versorgung von Substituierten (Menschen, die zur Drogenentwöhnung mit Methadon versorgt werden) im ländlichen Raum, Die steigende Zahl älterer Drogenkonsumenten ist ebenfalls ein Thema. Das Jubiläum feiern Mitglieder, Mitarbeiter und Freunde gemeinsam mit zwei anderen Hilfsanbietern, dem Bundesverband von „JES“ und dem Verein „akzept e.V.“ im Gürzenich.