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Da es auch mit engen Absprachen zwischen den Akteuren im Hilfesystem immer Zeiten geben wird in denen Spritzenvergabe und –tausch nicht im persönlichen Kontakt umsetzbar sind, kommt den Automaten ein hoher Stellenwert bei der Infektionsprophylaxe zu. Die Bereitstellung von Spritzenautomaten, die einen anonymen und 24-stündigen Zugang zu sterilen Spritzenutensilien bieten, ist daher ein wichtiger Bestandteil der niedrigschwelligen Drogenhilfearbeit des Vereins für innovative Drogenselbsthilfe VISION e.V.
Der Betrieb eines „eigenen“ Automaten bietet uns die Möglichkeit; auch jene Drogengebraucher auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen, die bisher Unterstützungsangebote nicht wahrgenommen haben. Nicht zuletzt führt die Gewissheit, dass eine 24 Stunden währende Versorgung mit Spritzen möglich ist, dazu, dass die Drogengebrauchenden weniger Risiken rund um den intravenösen Konsum eingehen, als dies sonst der Fall wäre.
Wünschenswert wäre aus unserer Sicht allerdings, dass über die Automatenschachteln neben den reinen Konsumutensilien auch Informationen zu Safer-Use-Praktiken und die Öffnungszeiten der niedrigschwelligen Anlaufstellen transportiert würden. Entsprechende Informationen könnten über einen „Beipackzettel“ zur Verfügung gestellt werden. Damit wäre eine Einbindung des Automatenkonzepts in die sonstigen weiterführenden Hilfs- und Unterstützungsangebote noch besser und effektiver möglich.
Aktuell lässt sich der Erfolg von Spritzenautomaten vorrangig über die reinen Verkaufszahlen messen. Über längere Zeitspannen hinweg können Aussagen darüber getroffen werden, ob und wann die Automaten am stärksten frequentiert werden. Die Wirkung und damit letztlich der Erfolg entfaltet sich aber nicht nur über die reine Nutzung als Verkaufsstelle – schon die Auseinandersetzung mit dem Thema Risikovermeidung bei i.v. Drogengebrauch hat positive Auswirkungen auf die Zielgruppe. Dies ist jedoch kaum mit den herkömmlichen Methoden messbar. Meist lässt sich dieser Erfolg nur aus den direkten Rückmeldungen der Nutzer entnehmen.
Unabhängig vom unstrittigen Nutzen solcher Angebote, stoßen Spritzenautomaten in der Öffentlichkeit noch immer auf Unverständnis und Misstrauen. Oft wird vermutet, dass an den Automaten Drogen verkauft werden und/oder dadurch der Konsum gefördert wird. Diese Vorurteile müssen wir ernst nehmen und wo immer möglich im direkten Kontakt mit den Bürgern widerlegen. Nur dadurch können wir eine Eskalation, wie wir sie zuletzt am Kölnberg erlebt haben, verhindern. Dort wurde der Spritzenautomat, dessen Aufstellung zu einer deutlichen Beruhigung im Wohnumfeld geführt hatte, mutwillig von der Wand gerissen und zerstört.
Um eine Eskalation wie diese zu vermeiden, ist es in der Regel hilfreich, wenn bereits vor der Installation gemeinsam mit Kooperationspartnern, wie bspw. Anwohnersprechern, den Ordnungsbehörden aber auch Ansprechpartnern aus Politik und Presse Aufklärungsarbeit betrieben wird. Die Vertreter aus dem Wohnumfeld können dabei ebenso wie die Vertreter der Ordnungsbehörden oft nützliche Hinweise geben, welcher Standort geeignet ist.
Zudem ist die Botschaft an die Bevölkerung, dass der Automat gewünscht und sinnvoll ist bei einem gemeinsamen Auftreten aller Beteiligten um ein Vielfaches deutlicher. Diese Erkenntnis ist nicht neu und dennoch wird jeder potentielle Automatenbetreiber sich an jedem neuen Standort mit den gleichen Fragestellungen befassen müssen. Die Akzeptanz von Hilfsangeboten ist immer eher schlecht und die Ängste in der Bevölkerung nehmen nicht ab. Die Boulevardpresse schürt hier immer wieder Feindbilder und bekräftigt Mythen, die dann der Arbeit vor Ort im Wege stehen und Vandalismus heraufbeschwören. Dass es auch 25 Jahre nach der Aufstellung der ersten Spritzenautomaten immer noch nötig ist, gegen die gleichen Vorbehalte und Reaktionen der Bevölkerung antreten zu müssen, kann manches mal frustrierend für die Mitarbeiter der Betreiber sein.
Eine durchgehende Motivation entgegen aller Widerstände auch Spritzenautomaten zu betreiben sind die seit Jahren niedrigen Zahlen von Neuinfektionen mit HIV. Hieran aktiv mitgewirkt zu haben, erfüllt uns mit Stolz. Getrübt wird dieses Gefühl allerdings angesichts der Infektionszahlen im Bereich der Hepatitis C. Hier ist die Ansteckungsquote nach wie vor viel zu hoch.
Die Herausforderung der Automatenbetreiber besteht für die Zukunft wohl darin, ob und wie auch hier eine Reduktion der Neuinfektionen erwirkt werden kann. Damit dies gelingen kann, müssen neue Wege beschritten werden: So wäre es denkbar, die Automaten auch mit Materialien für alternative Applikationsformen zu belegen. Zudem könnten den Schachteln Informationen zu Ansteckungsrisiken beigefügt werden. Dies wird auch deshalb an Bedeutung gewinnen, weil die Zahl der i.v. Konsumierenden seit geraumer Zeit rückläufig ist.