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VON JÜRGEN KISTERS
Sülz/Kalk. Die Mitarbeiter von der „Vision Drogenselbsthilfe“ sind nicht selten in Schulen unterwegs, in denen sie im Rahmen von Sucht- und Drogenprävention vor Schülern Vorträge halten. Dass Schüler die Räumlichkeiten des „Vereins für innovative Drogenselbsthilfe“ an der Neuerburger Straße besuchen, ist dagegen ungewöhnlich, Zustande kam der Besuch zur Eröffnung einer Ausstellung von Schülerkunstwerken im kleinen Bungalow, der an fünf Tagen in der Woche Drogenkonsumenten als Lebenshilfe- und Kommunikationsstätte dient. Rund 35 Menschen kommen jeden Tag zum offenen Treff dort hin. Weitere 60 Personen aus der psychosozialen Betreuung und aus dem Bereich des ambulant betreuten Wohnens suchen den Ort für gezielte Hilfsmaßnahmen auf. Im Zentrum steht ein gemütliches Cafe, an dessen Wänden in den kommenden sechs Wochen die Bilder, Zeichnungen und Collagen zu sehen sind, die von Schülern der Jahrgangsstufe 11 des Sülzer Schiller-Gymnasiums über mehrere Monate im Kunstunterricht angefertigt wurden.
Die Ausstellung ist der erste Teil eines groß angelegten Kunstprojekts, das die Drogenselbsthilfe in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Peter Mück vom Künstlernetzwerk „Crossart“ und der „Bürgerstiftung Kalk Gestalten“ entwickelt hat. In diesem Projekt sollen im Cafe-Bereich der Drogenselbsthilfe im Laufe des Jahres mehrere wechselnde Kunstausstellungen gezeigt werden. Im Außenbereich des Gebäudes soll im September ein Skulpturengarten errichtet werden. Und darüber leitet die Sozialpädagogin Maica Perez-Gonzales seit kurzer Zeit an einem Tag in der Woche eine Kunstgruppe. Neben der praktischen kreativen Arbeit sind in diesem Rahmen Besuche von professionellen Künstlern und Museumsexkursionen geplant.
Kunst ist in den Räumen der Vision-Drogenselbsthilfe keineswegs ein neues Phänomen. In den vergangenen drei Jahren war die Einrichtung jeweils mit einer Ausstellung an der sich über den ganzen Stadtteil erstreckenden künstlerischen Großveranstaltung „Kalk Kunst“ beteiligt. An der jüngsten Ausgabe war der in den Vision-Räumen ausstellende Künstler Peter Mück beteiligt. Aus der Zusammenarbeit ergaben sich sowohl die Idee zur Ausdehnung der Kunstaktivitäten in der Drogenselbsthilfe als auch der Kontakt zu den Schülern des Schiller-Gymnasiums.
Die Kunstlehrerin Olga Breiniger, in deren Kurs die Werke entstanden, ist wie Mück Mitglied im Künstlernetzwerk „Crossart“. Diese international tätige Vereinigung, von deren 200 Mitgliedern 20 in Köln arbeiten, engagiert sich nicht nur im Grenzen überschreitenden Künstleraustausch, sondern auch stark im Bereich sozialer künstlerischer Projekte. Die Lehrerin hatte denn auch keine Probleme, die Schüler zur Auseinandersetzung mit Themen ihres Alltags anzuregen.
Zigaretten im Spannungsfeld von Image, Lust und Suchtgefahr sind ein Bildthema, die symbolische Bedeutung von Energiedrinks eine andere. Es gibt nüchtern-detailgenaue und poetische Darstellungen von Alltagsgegenständen, aber auch surreale Fantasien zwischen Verführung und Angst. Aspekte von Pop-Art, traditionellem Stillleben oder Graffiti-Elementen sorgen für eine große stilistische Bandbreite. „Wir wünschen uns, dass diese und die kommenden Kunstausstellungen helfen, Menschen aus dem Stadtteil in unser Cafe zu locken, und sie hier die Scheu vor Drogenbenutzern verlieren“, sagt Marco Jesse. Der Geschäftsführer der Vision-Drogenselbstthilfe betont einmal mehr, wie schwer es ist, „andere Perspektiven als die üblichen Klischees von Drogenkonsumenten zu zeigen, und sie aus ihrer gesellschaftlichen Randrolle herauszubekommen“. Darum bemüht sich der Verein Vision, der früher Junkie-Bund hieß und sich erst vor ein paar Jahren umbenannte, schon seit 20 Jahren. Seit drei Jahren hat der Verein, dessen Mitarbeiter zu 100 Prozent selbst eine Drogenvergangenheit haben, in der Kalker Neuerburgstraße Zuhause.
Vision – Verein für Drogenselbsthilfe, Neuerburgstraße 25, Mo-Do 10-15.30 Uhr, Fr 10-13 Uhr, bis 22. April