GBA-Richtlinien zur Diamorphin-Abgabe ernten Widerspruch

 

Statt sie zu fördern werde eine Ausweitung der diamorphingestützten Behandlung Schwerstabhängiger durch die neuen Richtlinien der gesetzlichen Krankenkassen erschwert oder gar verhindert. Diese Befürchtung äußert der JES-Bundesverband gegenüber der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. Dyckmans selbst hatte sich kritisch zu den Richtlinien des Gemeinsame Bundesausschusses (GBA) geäußert.

JES – das Kürzel steht für „Junkies und ehemalige Substituierende“ – versteht sich als Interessenvertretung drogengebrauchender Menschen. Matthias Häde vom JES-Vorstand bemängelt die Ansprüche, die der GBA formuliert habe: „Eine permanente Anwesenheit eines Arztes während der 12-stündigen Öffnungszeit sowie drei ärztliche Vollzeitstellen zur Bedingung für die Behandlung mit Diamorphin zu machen, ist fachlich schlicht nicht nachvollziehbar und wird viele kleine Einrichtungen vor Probleme stellen.“ Der GBA ist zuständig für die Richtlinien, nach denen die Krankenkassen medizinische Regelleistungen übernehmen.
Die GBA-Leitlinien seien restriktiver als die Gesetzesvorschriften, die der Bundestag im Mai des vorigen Jahres verabschiedet habe, kritisiert mit Marco Jesse ein weiteres JES-Vorstandsmitglied. Gleiches habe es vor einigen Jahren bereits bei den Richtlinien für die Methadon-Substitution gegeben. Die damalige Drogenbeauftragte habe diese Regelungen sogar außer Kraft setzen lassen.

Geteilt wird die Kritik des JES auch vom Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.. Die hohen Auflagen an die Diamorphin-Abgabestellen würden eine wohnortnahe Versorgung Schwerstkranker unmöglich machen. Gleichermaßen kritisch sieht auch die Deutsche AIDS-Hilfe das GBA-Vorgehen. Hier wird besonders noch darauf verwiesen, dass Diamorphin-Substitution in Einzelfällen auch den Schutz vor HIV oder Hepatitis C bedeuten kann.

Quellen:

Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Hilfe, 22. März 2010 pm_dah20zur20diamorphingestuetzen20substitution_220310

Pressemitteilung des JES-Bundesverbandes jes_pm_diamorphin_21032010

Offener Brief von Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V. an Mechthild Dyckmans brief_an_dyckmans_040410


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JES Bundesverband e.V.

JES (Junkies, Ehemalige und Substituierte) ist ein bundesweites Netzwerk von Gruppen, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich unter dem gemeinsamen Dach des JES Bundesverbands für die Interessen und Bedürfnisse Drogen gebrauchender Menschen engagieren. Organisiert nach den Prinzipien der Freiwilligkeit und Solidarität, können sich bei JES alle Menschen engagieren die Drogen konsumieren, konsumiert haben oder substituiert werden.

https://www.jes-bundesverband.de/

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