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Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde,
Ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement sind seit mehr als 20 Jahren unverzichtbare Elemente der AIDS Hilfen in Deutschland und Bausteine des Hauses Aidshilfe NRW.
Neben der Tatsache, dass ehrenamtliche Mitarbeiter/innen kreative Präventionsprojekte auf gleicher Augenhöhe – jenseits des klassischen Machtverhältnisses von „Beratern“ und „Klienten“ umsetzen und Informationen und Beratung anbieten, stehen sie auch für die Durchsetzung unserer Ziele wie Akzeptanz und Solidarität gegenüber Politik und Gesellschaft.
Wo immer ehrenamtliche Mitarbeiter/innen ihre freie Zeit einsetzen, haben sie sich dagegen entschieden, alles so hinzunehmen, wie es ist.
Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen bereichern die Arbeit unserer Mitgliedsorganisationen durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten, ihre Lebenshintergründe sowie durch ihr vielfältiges berufliches Know How, dass sie in unsere Arbeit- rund um HIV/AIDS einbringen.
Allein in NRW stehen 1.500 ehrenamtlich tätige Mitarbeiter 215 bezahlten Mitarbeitern gegenüber. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass es AIDS-Hilfen in dieser Form ohne ehrenamtliches Engagement nicht geben würde.
Mit dem Ehrenamtspreis „merk|würdig“ ehrt die AIDS-Hilfe NRW Menschen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement hervortreten und die Aidshilfearbeit in Nordrhein-Westfalen stark beeinflusst und geprägt haben.
Es ist mir eine besondere Ehre in diesem Jahr zwei Künstler zu würdigen, die mit einem – wie ich finde- außergewöhnlichen Projekt Diskussionen initiiert und am Beispiel des Junkiebund Köln dazu beigetragen haben, dass das mit Vorurteilen behaftete Bild von Drogengebrauchern und Einrichtungen, die Drogengebraucher unterstützen, überdacht wird.
Die heutigen Preisträger Nina Marxen und Daniel Hoernenmann alias „Walbrodt“, so sein Künstlername, sind seit vielen Jahren mit der Arbeit von Aids- und Drogenselbsthilfe in unterschiedlichen Zusammenhängen verbunden.
Der Künstler Walbrodt arbeitet vorrangig im öffentlichen Raum. So erstellte er mit Schülern/innen in Magdeburg, Rostock und Neubrandenburg als Kulturbotschafter im Auftrag der Welthunger Hilfe Spontanskulpturen und andere Kunstprojekte zum Thema HIV und AIDS. Er gestaltete in Berlin gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen eine Landschaft aus leeren Medikamentenschachteln anläßlich der Übergabe von 280.000 Unterschriften, die das Aktionsbündnis gegen AIDS gesammelt hatte.
Die Malerin Nina Marxen ist sein 1991 als freischaffende Künstlerin tätig. Sie wirkte bei Ausstellungen in Berlin, sowie in Film- und Theaterproduktionen mit. Sie engagierte und engagiert sich für die Drogenselbsthilfe JES.
Angeregt durch die Ausschreibung zum Projektwettbewerb „Spuren hinterlassen…“ der Stiftung KalkGestalten, formulierten beide gemeinsam mit Mitarbeitern des Junkiebund Köln/VISION e.V. das Projektziel:
Es galt Menschen mittels weißen Wänden Gestaltungsspielräume zu geben, sie somit zur Kreativität zu ermutigen und die Basis für einen konstruktiven Dialog zu schaffen. Mit der Zielsetzung die Integration und das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen – hier insbesondere Drogengebraucher/innen – zu fördern – spielgelten sie eine Leitidee des Junkie Bundes Köln e.V. wieder.
So wurden drei weiße Wände an unterschiedlichen prägnanten und zerstörten Standorten im Freien aufgestellt.
Auf der weißen Wand an der Kalker Post waren nach ein paar Tagen rote Spuren/Verwundungen zu finden. Die Künsterlin Nina Marxen ließ „Trostpflaster“ für diese „Wunden“ anbringen. Kinder- und Jugendgruppen aber auch Passanten haben diese Anregung durch eigene kreative Gedanken weiterentwickelt. Die Rückseite dieser Wand wurde zu einer „Traumlandschaft“ gestaltet.
Aus der weißen Wand am Ottmar-Pohl-Platz wurde ein „Plus-Minus-Puzzle“. Kinder der Kita in der Sieversstraße nutzen die bereitgestellten Arbeitsmaterialien mit Spaß und großer Freude. Die dritte weiße Wand an der Trimbornstraße blieb sich selbst überlassen. Schon bald zierte ein großflächiges Bild die gesamte Fläche – und ein intensiver Dialog per Bild- und Textnachrichten entstand.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Kunstprojekts „Achtung Verachtung“ im Febuar 2008 wurde auf die Bedeutung von Kommunikation, bewusster Wahrnehmung von Orten und Menschen sowie der Gestaltungskraft der „bunten Vielfalt“ hingewiesen. Zu dieser bunten Vielfalt in Kalk gehören auch von HIV und Hepatitis bedrohte und betroffende Drogen gebrauchende Menschen.
Nina Marxen und Walbrodt sowie der Junkie Bund Köln haben es verstanden Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, ein Prozess der für den Brennpunkt Köln Kalk besonders wichtig ist. Aus der Geschichte von HIV/AIDS haben wir gelernt, dass Kommunikation wohl das wichtigste Instrument ist um Vorurteile abzubauen und Verständnis oder Akzeptanz für unterschiedliche Lebensstile zu entwickeln.
Ich würde mir wünschen, dass diese Aktion der Künstler Walbrodt und Marxen dazu beigetragen hat, das Bild des Junkie Bund Köln/VISION e.V. und seiner Nutzer/innen in der Kalker Bevölkerung positiv zu verändern.
Dieses Projekt sollte für uns alle ein Beispiel und Vorbild sein auch weiterhin unsere Ziele und Haltungen selbstbewusst im konstruktiven Dialog zu vertreten und die unterschiedlichen Potentiale die ehrenamtliches und hauptamtliches Engegement bieten zum Vorteil unserer Zielgruppen zu verbinden.
Dirk Schäffer