Anwohnerfront gegen Drogenberatungsstelle

 

Einzug des Junkiebunds stößt auf Widerstand in Humboldt

2003-11-12-wochenspiegel-an.jpgHumboldt – Eine ruhige Vorstadtstraße in Humboldt mit kleinen Geschäften, Dönerbuden, Supermarkt und Spielplatz der erste Eindruck der Taunussstraße lässt die unruhige Vergangenheit im Haus Nr. 12b nicht ahnen: in seiner Zeit als Vereinslokal geschah dort ein Mord, danach befand sich dort ein Cafe\ das als Drogenumschlagplatz bekannt war und im Juli 2003 geschlossen wurde.
Jetzt fürchten die Anwohner mit dem nahenden Einzug des Junkie Bund Köln e. V. einen neuen Unruheherd mit den alten Problemen: Beschaffungskriminalität der drogenabhängigen Klienten, Aufenthalt auf dem Kinderspielplatz, wegwerfen benutzter Spritzen.
Eine Bürgerinitiative unter Leitung von Marianne König hat bereits über 1.000 Unterschriften gesammelt und schriftlich Einspruch bei Oberbürgermeister Fritz Schramma erhoben. Eine Anwältin ist mit den ersten Eingaben beauftragt.
„Als sich das Cafe dort befand, konnte ich aus meinem Laden nichts nach draussen stellen. Vom Bürgersteig aus war zu sehen, was dort vor sich ging. Als das Cafe‘ schloss, wurde es hier deutlich ruhiger“, berichtet Marianne König aus der Vergangenheit.
Den Einzug des Junkie Bunds, der seit November einen Mietvertrag dort hat, will man nicht kampflos dulden. .^Dieser Ortsteil ist belastet genug. Es wurde nicht analysiert, ob dieser Standort geeignet ist. Es gibt hier viele Kinder, zwei Schulen, mehrere KiTas und viele alte Leute.“
Als weiteres Argument führt Marianne König ihre Zweifel an der Arbeit des Junkie Bunds an: „Es ist kein Thema, dass diesen Leuten geholfen werden muss. Aber den Junkie Bund sehe ich nicht als Beratungsstelle, sondern nur als Anlaufstelle, wo die Klienten sich waschen oder Spritzen tauschen können. Woher wissen wir, dass die sich nicht mit den frischen Spritzen in die Büsche schlagen?“
Schräg gegenüber, im künftigen Lokal des Junkie Bunds, laufen die Renovierungsarbeiten. Bernd Lemke, Geschäftsführer des Junkie Bund Köln e. V, ist froh, das provisorische Quartier „In den Reihen“ (der KWS berichtete) zu verlassen und einen zentraleren Standort zu haben.
Die Befürchtungen der Anwohner versucht er zu entkräften: „Wir sind nicht vergleichbar mit einem Cafe, das Drogen verkauft. Wir beraten und betreiben ein niedrigschwejliges Hilfsangebot. Die Drogenprobleme kommen nicht durch uns ins Viertel, sondern waren schon vorher da.“ An die benachbarten Schulen appelliert er: „Es ist doch kein Automatismus, dass Kinder drogensüchtig werden, weil wir hier sind“ und bietet Präventionsunterricht an. Sozialarbeiterin Monica Priester hat eine der Bürgerversammlungen zum Thema besucht. „Ich war erschlagen von den Ängsten, beinahe Hass, der uns entgegenschlug. Wir stehen für die Problemhäufung im Viertel“, berichtet sie. Vorerst ist die Stimmung im Team gut und man gibt sich gesprächsbereit. „Wir gehen auf alle zu. Für unsere Klienten stellen wir deutliche Regeln auf, den Aufenthalt auf dem Spielplatz und vor dem Haus verbieten wir. Vielleicht gewöhnen sich die Bürger im Viertel an uns“, so ihre Hoffnung. (ac)

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