Eine Chance zum gesunden Leben

 

Modellprojekt mit dem Junkie-Bund

Von Claudia Freytag

Als erstes Modellprojekt bundesweit will die Kölner Aids-Hilfe im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Junkie-Bund ein Gesundheits-Selbsthilfezentrum für HlV-infizierte Drogenabhängige einrichten. Das Projekt, das Pendant zur schwulen Gesundheits-Agentur „Check-Up“, soll voraussichtlich im rechtsrheinischen Köln eingerichtet werden. Während der Junkie-Bund Kontakte herstellen soll, wird die Aids-Hilfe den vorgesehenen Konsum-Raum betreuen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Gesetzesänderung, die Konsumräume legalisiert. Die Pläne für das Projekt werden seit einem Jahr von der Stadtverwaltung begleitet. Die Landesregierung stellt eine Sockel-finanzierang von 40 000 Mark für zwei Stellen zur Verfügung; insgesamt ist für fünf Jahre eine Modell-förderung von zwei Millionen Mark geplant.

Dieses Projekt, wie auch die geplante Zusammenarbeit mit der Jobvermittlungs-Initiative „Pro Veedel“, ist ein Zeichen dafür, wie sich die Schwerpunkte in der Arbeit der Aids-Hilfe verlagert haben. Das liegt zum einen an der nach wie vor konstanten Zahl von Neuinfektionen – bundesweit liegt sie bei schätzungsweise 2500, in Köln gibt es zur Zeit rund 2600 Infizierte -, aber auch an dem teilweise großen Erfolg der 1996 eingeführten Kombinationstherapie. Daß die Aids-Hilfe stets vor übertriebener Euphorie gewarnt hatte, hat sich nun bestätigt: Nicht jeder verträgt die verschiedenen Kombinationen von Medikamenten, die die Ausbreitung des Virus bremsen sollen, und etliche der Benutzer sind inzwischen resistent geworden, so daß die Medikamente nicht mehr wirken.

Sehen sich also etliche HIV-Positive der Tatsache gegenüber, daß sie jetzt wieder Verantwortung für ein möglicherweise längeres Leben übernehmen können, also beispielsweise aus der Rente wieder ins Arbeitsleben gehen, so müssen andere die Enttäuschung der gescheiterten Therapie verarbeiten. Dies will die Aids-Hilfe mit der Beratung auffangen. „Unsere Arbeit hat sich von der Krankenbetreuung hin zur Lebensbegleitung gewandelt“, so Aids-Hilfe-Sprecher Thomas Spolert.

Aus diesem Grund plant die Aids-Hilfe die Einrichtung eines Positiven-Plenums, um unter den Betroffenen mehr Kontakte herzustellen. Am Welt-Aids-Tag, dem 1. Dezember, startet der Verein dazu eine Umfrage unter HIV-Positiven.

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